• Hello again, Antwerpen! (I)
    Flandern I Belgien

Frühjahr 2023

2005 war ich das erste Mal in Antwerpen, nun folgte der dritte Besuch – und ich bin auch dieses Mal nicht minder verliebt in diese hübsche, lebendige Stadt an der Schelde. Bietet sie doch so eine richtig gute Mischung für einen Städtetrip: Ein gut erhaltenes und schönes Altstadtzentrum, großartige Museen und ganz viel Rubens, tolle Restaurants – und eine Mode-Szene, die modeaffinen Besucher:innen das Herz höher schlagen lässt. Was man in Antwerpen unbedingt gesehen haben sollte? Einfach weiterlesen...
(Teil 1 meiner Antwerpen-Reportage)

Gleich vorweg gesagt sei eines: Mindestens drei Tage sollte man sich für Antwerpen auf jeden Fall Zeit nehmen. Und selbst dann dürfte es knapp werden, will man die schönsten Ecken dieser Stadt gesehen haben. Also besser gleich mal eine etwas ausgiebigere Reise einplanen! Oder man macht es so wie ich: Einfach immer wieder kommen... Hier gibt es meine Tipps, was man in Antwerpen auf jeden Fall gesehen haben sollte.

1. Antwerpen Centraal: Keinesfalls ein gewöhnlicher Bahnhof, vielmehr eine Eisenbahnkathedrale...

Die erste große Sehenswürdigkeit Antwerpens erledigt sich quasi von selbst, direkt bei der Ankunft in Antwerpen: Denn ein Gros der Besucher:innen reist mit dem Zug an, gibt es doch eine superbequeme Zugverbindung direkt vom Flughafen Brüssel nach Antwerpen Centraal (ca. 30 Minuten Fahrzeit). Und auch aus Deutschland landen viele Züge direkt hier. Wie praktisch! Denn: Antwerpen Centraal ist wirklich kein normaler Bahnhof, sondern gleicht mehr einer Eisenbahnkathedrale. Viele sagen, es sei, wenn nicht der schönste, dann zumindest einer der schönsten Bahnhöfe Europas. Dem schließe ich mich an. Egal wie oft ich hier nun schon angekommen, abgereist oder weitergereist bin, immer wieder lehne ich den Kopf staunend nach hinten und lasse meine Augen über dieses Gesamtkunstwerk mit seiner prunkvollen Empfangshalle wandern. Gleich vier Ebenen hat der Bahnhof, oben die Ebene unter dem historischen Stahlgewölbe, darunter drei weitere, moderne Ebenen. Der Vergleich einer Bahnhofskathedrale kommt übrigens nicht von irgendwo: Schließlich hat sich der Architekt der Eingangshalle ausgerechnet das Pantheon in Rom zum Vorbild genommen. Und so ist hier zwischen 1899 und 1905 eine 75 Meter hohe Kuppel entstanden, die man durchaus mit der einer Kathedrale vergleichen kann. Leopold II galt als sehr anspruchsvoller Bauherr und so wurde hier nicht an Aufwand gespart, römische, byzantinische und maurische Elemente kamen hier gleichermaßen zum Zug. Es lohnt also hier nicht gleich den Koffer zu schnappen und weiter zu hetzen...

2. Der Grote Markt: Brabos Wohnzimmer

Und wer ist jetzt dieser Brabo? Um ihn näher vorzustellen, muss man erst die vielleicht wichtigste Legende, die sich um Antwerpen rankt, erzählen. Denn dieser Legende nach soll der Riese Druon Antigon zu Zeiten der Römer das Sagen gehabt haben und von den auf der Schelde vorbei fahrenden Schiffen Wegzoll verlangt haben. Eine drakonische Strafe soll es für all jene, die diesen Zoll nicht bezahlen konnten, gesetzt haben: Deren Hand wurde nämlich abgehackt. Ziemlich blutig, diese Geschichte. Aber einer hat dieser Schreckensherrschaft dann ein Ende gesetzt: Der römische Soldat Silvius Brabo hackte dem Riesen selbst die Hand ab und warf sie in die Schelde. "Hand werfen" – daraus wurde schließlich "Antwerpen". Na ja, wie auch immer - wer weiß schon, ob diese Geschichte wahr ist? Jedenfalls durfte sich der tapfere Brabo über einen prunkvollen Brunnen freuen, errichtet auf dem prächtigsten Platz der Stadt, dem Grote Markt. Und ja, auch das sei erwähnt: Vielleicht stammt der Name Antwerpen doch eher von "an de warp" ("an der Warft") ab... Brabo jedenfalls beherrscht heute den wohl schönsten Platz Antwerpens und hält die Hand des Riesen immer noch in der seinen.

Hier sollte man jedenfalls eine längere Pause einlegen und seinen Blick über all die Zunft- und Handelshäuser mit ihren wunderschönen Fassaden wandern lassen. Welches Handwerk jeweils in den einzelnenen Häusern beheimatet war, das verraten einem die Zunftzeichen. Interessant auch, dass das Stadthuis (erbaut ab 1561) Inspiration für viele andere Rathäuser war, u. a. in Den Haag, Danzig aber auch Köln. Sie kopierten den damals noch eher ungewöhnlichen italiienischen Renaissancestil des Antwerpener Rathauses, das übrigens, anders als andere belgische Rathäuser, keinen Belfried hat. Warum? Das ist schnell erklärt: Man wollte schließlich nicht mit dem Kirchturm der nahen Liebfrauen-Kathedrale, der größten Kirche Belgiens, in Konkurrenz treten.

3. Museum aan de Strom: Wenn einem die ganze Stadt zu Füssen liegt...

Ich bin ein Fan davon: Nämlich davon, sich von oben einen Überblick über eine Stadt zu verschaffen. Und das kann man auch in Antwerpen, und zwar ganz besonders gut vom im Mai 2011 eröffneten MAS (Museum aan de Strom) aus. Was für ein markanter und zugleich eleganter Kubus! Quasi ein Museumsturm, 62 Meter hoch und es sieht ein wenig aus, als ob hier Container-Boxen aufeinander aufgestapelt wurden. Passt ja auch in einer Hafen-Gegend.

Ich gebe zu: Mir gefällt dieses Museum im ehemaligen Hafenviertel von Antwerpen, dem Eilandje, ganz besonders gut. Gleich mehrere Sammlungen sind hier untergebracht: Jene des  „Etnografisch Museum“, des „Nationaal Scheepvaartmuseum“, des „Volkskundemuseums“ sowie Teile der Sammlungen des „Museum Vleeshuis“. Insgesamt kommen so rund 470.000 Exponate zusammen, die in wechselnden Ausstellungen gezeigt werden. Zusätzlich kann man sich von der Panorama-Terrasse im 10. Stock einen großartigen Rundumblick auf Stadt, Fluss und Hafen verschaffen. Schade, dass an diesem April-Sonntag das Wetter so verhangen ist, wie schön muss der Ausblick erst bei Sonne und blauem Himmel sein... (Besuch der Terrasse gratis möglich, DI-SO von 9.30 bis 24 Uhr, letzter Einlass 23.30 Uhr).

Was man von hier oben leider nicht sieht, ist das Havenhuis: Es war das letzte große Bauprojekt der Architektin Zaha Hadid, die 2016 verstorben ist. Ist es nun ein Schiff oder doch eher ein Diamant? Letzteres würde ja auch Sinn machen in einer Stadt, die für ihren Diamantenhandel (im Umfeld des Bahnhofs Centraal) berühmt ist. Es ist wohl irgendwie beides. Wenn die Sonne darauf fällt, glänzt es wie ein Diamant, wie ich an einem sonnigen Tag feststelle. Jedenfalls wurde der Neubau der Hafenverwaltung ziemlich beeindruckend und kühn auf das alte Hansehaus aufgesetzt. Geschichte mit Moderne kombiniert, in einer Stadt wie Antwerpen genau die richtige Herangehensweise, finde ich. Ansehen kann man sich diese beeindruckende Architektur allerdings nur von außen und nicht von innen. Und eben nicht von der Terrasse des MAS aus, denn es wird von ein paar Wohnblöcken verdeckt.

4. Liebfrauenkathedrale: Nicht nur für Rubens-Fans eine Pilgerstätte

Mir fehlen zwar Vergleichszahlen, aber was die Dauer der Errichtung der Liebfrauenkathedrale anlangt, scheint sie ziemliche Rekorde gebrochen zu haben: 169 Jahre hat sich der Bau der größten gotischen Kirche Belgiens hingezogen, begonnen wurde 1352. Und noch eine beeindruckende Zahl: 123 Meter hoch ist der Nordturm, der das weithin sichtbare Wahrzeichen Antwerpens ist – und ein Glockenspiel mit gleich 47 Glocken trägt. Apropos: Der Südturm blieb unvollendet, was mich angesichts der langen Bauzeit irgendwie nicht überrascht.

Mit stolzen 12 Euro schlägt die Besichtigung der Kathedrale (für Erwachsene; Kinder zahlen keinen Eintritt) zu Buche. Aber: das sollte man sich gönnen, finde ich, denn diese Kathedrale überrascht mit sovielen großartigen Details, dass man den relativ hohen Eintrittspreis schnell vergisst. Gleich sieben Kirchenschiffe hat diese Kathedrale, 117 Meter ist sie lang. Besonders beeindruckend: Die barocke Holz-Kanzel aus dem Jahr 1713. Auch Rubens-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten: Findet man in der Kathedrale doch gleich zwei berühmte Meisterwerke des flämischen Malers Peter Paul Rubens – nämlich "Die Kreuzaufrichtung" und "Die Kreuzabnahme". Kurz nach der Rückkehr des Malers aus Italien enstanden diese beiden Gemälde (ab 1610) und zählen heute zu den wohl wichtigsten Werken der Barockmalerei. Rubens-Fans finden hier dann auch noch zwei weitere Rubens-Werke: "Mariä Himmelfahrt" , das Altarbild der Kathedrale, und "Auferstehung Christi". Aber nicht Rubens hat mich in dieser Kirche so richtig beeindruckt, auch das Kuppelfresko "Mariä Himmelfahrt" sollte man keinesfalls übersehen. Mein Tipp: Ruhig ein wenig Zeit nehmen für einen ausgiebigen Rundgang durch diese weitläufige Kathedrale, die auch mit ihren farbenprächtig ausgestatteten Kapellen mehr als überzeugt.

5. Sint-Carolus-Borromeuskerk am Hendrik-Conscienceplein: Ein bisschen Italien-Feeling mitten in Antwerpen

Nordöstlich der Kathedrale findet man eine weitere beeindruckende Kirche – und zugleich einen der schönsten Plätze Antwerpens, finde ich zumindest. Am Hendrik-Conscienceplein, der sich atmosphärisch eigentlich ein bisschen wie eine italienische Piazza anfühlt, steht die Sint-Carolus-Borromeus-Kerk, eine von Jesuitenpatern erbaute Kirche, die 1718 fast vollständig abbrannte. Das dramatische dabei: 39 Deckengemälde aus der Rubens-Werkstatt wurden durch den Brand vernichtet. Aber ungeachtet dessen überzeugt mich diese Kirche dennoch: Barock im besten Sinne ist die Hauptfassade der Kirche, ausgeführt nach einem Entwurf von Rubens. Fast ein wenig Neapel-Gefühl kommt hier auf, wenn man in einem der Lokale an diesem hübschen Platz eine Pause macht und Kirche sowie Umgebung auf sich wirken lässt. Der fast 60 Meter hohe Glockenturm gilt übrigens als einer der schönsten in ganz Belgien. Auf jeden Fall lohnt es sich die Kirche auch zu betreten (gratis Eintritt): Da gibt es einerseits die wirklich schönen Beichtstühle mit Holzreliefs, andererseits eine sehenswerte Kopie der "Mariä Himmelfahrt" von Rubens in der Marienkapelle. (Das Original davon hängt übrigens im Kunsthistorischen Museum in Wien – muss ich mir mal ansehen...). Namensgebend für den Platz ist übrigens der Schriftsteller Hendrik Conscience und für meinen nächsten Antwerpen-Besuch nehme ich mir eins schon mal vor: Nach meinen Besuchen im Frühjahr bzw. Herbst komme ich das nächste Mal bei wärmeren Temperaturen nach Antwerpen und nehme mir die Zeit auf dieser Piazza ein paar Stunden zu verbringen, bei einem Glas Wein, mit einem Buch, Menschen beobachtend. Und vielleicht ist dann auch der Oboe-Spieler wieder da, der einen mit seinen sanften Klängen wunderbar rausholt aus dem selbst auferlegten Besichtigungsstress...

Und es gibt noch viel mehr sehenswerte Kirchen in der Stadt...
Apropos: Rubens scheint ein bisschen der kleinste gemeinsame Nenner vieler Antwerpener Kirchen zu sein. Denn auch in anderen Kirchen hat Rubens seine Spuren hinterlassen, so z. B. in der St. Pauluskirche: Hier waren es die Dominikaner, die Rubens mit einer Malerei beauftragt hatten. Sie waren damit die ersten, die das taten. Nicht nur wegen der Rubens-Werke ist auch diese Kirche ein barockes Juwel, wenn auch ein wenig in gotischem Gewand versteckt. In der St. Andreaskirche heiratete Rubens seine erste Frau Isabella und deren gemeinsame Kinder wurden hier getauft. In der Jakobskirche heiratete Rubens seine zweite Frau, nachdem Isabella gestorben war. Nur zehn Jahre nach dieser Hochzeit wurde der Ausnahmekünstler hier auch begraben. Und wie könnte es anders sein: Die Madonna für seine Grabkapelle hatte er selbst gemalt.

6. Idyllische Ruhe-Oase inmitten der Stadt: Der botanische Garten

Wer sich nach ein wenig Ruhe im städtischen Treiben sehnt oder einer Pause von Sightseeing und Shopping, der ist übrigens hier genau richtig: Im Botanischen Garten, direkt hinter dem Modeviertel. Vor 200 Jahren von den Schwestern des St. Elisabeth Krankenhauses als sogenannter "Heilgarten" angelegt, ist "Den Botaniek" auch heute noch eine kleine, idyllische Oase, in dem rund 2000 verschiedene Kräuter wachsen. Wer es exotischer mag, der besucht im dazugehörigen Treibhauus Kakteen und Pflanzen aus aller Welt. Übrigens: Seit 1950 steht der Garten unter Denkmalschutz. Gut so, denn es wäre so schade um diesen friedlichen Ort. Bei unserem Besuch Anfang April stehen die Magnolien in voller Blüte und die ersten Tulpen strecken sich der Sonne entgegen. Kein Wunder, dass die Antwerpener hier gerne mit einem Sandwich ihre Mittagspause verbringen. (Leopoldstraat 24)

7. Antwerpen – Must-Destination für Fashion-Afficionadas

Fashion-Begeisterte wissen es längst, Erstbesucher:innen entdecken es schnell: Antwerpens Herz schlägt auch für die Mode, und wie. Unübersehbar die große Anzahl stylish gekleideter Menschen, die hier durch die Straßen schlendern und die Auslagen ausgiebig in Augenschein nehmen. Ebenfalls nicht zu übersehen die große Menge eleganter und schicker Boutiquen. Wer der Mode wegen in die Stadt kommt, sollte allerdings die großen Scheine eingesteckt haben. Dennoch: Auch mich begeistert die große Anzahl individueller Concept Stores und Boutiqen, abseits der üblichen Modeketten (welche man in Antwerpen natürlich auch findet, und zwar gehäuft entlang der großen Shoppingmeile namens Meir). Allein schon Window-Shopping macht hier wirklich Spaß.

Tolle Boutiquen findet man z. B. im Quartier Latin, nahe dem Bourla-Theater. Junge belgische Designer haben sich u. a. im "Wilde Zee-Viertel", hinter der Meir, angesiedelt. Schöne Shops findet man darüber hinaus in der Steenhouwersvest – und damit ist man eigentlich schon mitten drinnen im Modeviertel. An der Nationalestraat (Nr. 16) dann der wunderschöne Shop des quasi "Godfather of Belgian fashion", Dries Van Noten. Der weit über die Grenzen Belgiens hinaus bekannte Mode-Designer darf sich seit 2017 Baron nennen: Dieser Titel wurde ihm nämlich vom belgischen König Philippe als Anerkennung für seine Leistungen um die belgische Modeindustrie verliehen. Auch theoretisch kann man übrigens in die Modewelt eintauchen: Nämlich im MoMu (Modemuseum) in der Nationalestraat 28 – hier gibt es reichlich Mode, zurückreichend bis ins 16. Jahrhundert, zu sehen.

Antiquitäten-Fans werden sich in der schicken Leopoldstraat wohlfühlen, wie auch in der Klosterstraat. Nicht nur einer der schönsten Plätze der Stadt ist der Graanmarkt (nur 5 Gehminuten von der Meir), sondern beheimatet auch den schönen Concept Store Piet Moodshop als auch Graanmarkt 13 – Laden, Spitzenrestaurant und Wohnung in einem.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Für Fans von hochwertigen Notizbüchern und Papierwaren – wie mich – ist jedenfalls der Shop "Wunderkammer Stad Leest" (Kleine Markt 14) ein Muss...

8. Zurück ins Mittelalter: Der Vlaaikensgang

Er ist zwar in fast jedem Reiseführer ausgewiesen, aber in der Realität läuft man dann doch beinahe daran vorbei. Denn ziemlich unscheinbar ist der Eingang zum Vlaaikensgang, einem mittelalterlichen Gässchen, das seit 1591 die Hoogstraat, den Oude Koornmarkt und die Pelgrimstraat miteinander verbindet. Damals wohnten hier die Ärmsten der Stadt unter wohl ziemlich erbärmlichen Lebensumständen. Heute ist der Durchgang pittoresk, mit wunderschön sanierten Häusern (inklusive Galerie und Restaurant) und einem efeubehangenem Hof. Hier mal durchzulaufen lohnt sich also, mit ein wenig Glück erwischt man auch – so wie ich zuletzt – einen Moment, wo man hier ganz alleine unterwegs ist.

9. Museum Plantin-Moretus: Von Büchern, Buchdruck und außergewöhnlichen Verlegerpersönlichkeiten

Es war schon beim ersten Antwerpen-Besuch ein Muss für mich, schließlich bin ich eine große Anhängerin gedruckter Worte: Das Museum Plantin-Moretus, am Vrijdagmarkt (22-23) südlich der Kathedrale gelegen. Es steht ganz im Zeichen der legendären Druckerfamilie Plantin-Moretus und beherbergt die einzige Druckerwerkstatt mit Kontor und Setzerei aus der Zeit von Renaissance und Barock, die bis heute vollständig erhalten ist. Beeindruckend! Und deswegen auch nicht verwunderlich, dass das Museum seit 2001 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes zu finden ist. Wer sich also für den Buchdruck und dessen Anfänge interessiert, der muss hier wohl ein paar Stunden verbringen. Ebenso spannend ist, was man über Christoph Plantin, der aus Frankreich stammte und 1576 das Haus "De gulden Passer" bezog (die Druckerei hatte er bereits 1549 gegründet), und seinen Schwiegersohn Jan Moretus erfährt – sie galten immerhin als die besten Buchdrucker ihrer Zeit.

Ganze 34 Räume gibt es hier zu sehen, besonders schön fand ich den Saal mit wunderschönen Handschriften aus dem 9.-16. Jahrhundert (Highlight: Die Bibel des böhmischen Königs Wenzel), jene Säle (7&9), wo man viel über die Geschichte des Buches und des Buchdrucks erfährt, sowie natürlich das Kernstück des Hauses, die Druckerei. Acht originale Druckpressen gibt es hier zu bestaunen, und wenn ich mich richtig erinnere, gehören sie zu den ältesten weltweit. An die 1500 Bücher wurden in dieser Druckerei gedruckt, die damals die größte in Europa war. Besonders spannend fand ich auch jenen Saal, in dem man viel über die persönliche Geschichte der Familie erfährt. Ganz besonders sehenswert ist auch die große Bibliothek: Noch heute präsentiert sie sich wie eine typische humanistische Privatbibliothek des 17. Jahrhunderts – raumhohe Regale voller Bücher, Büsten, Lesepulte und Globen, schlichtweg beeindruckend.

Wer danach ein wenig Erholung braucht: Im weinumrankten Museums-Innenhof mit einem Garten, der nach einem Gartenmodell aus dem späten 16. und dem frühen 17. Jahrhundert angelegt wurde, sitzt es sich auch heute noch ganz besonders lauschig...

 

Hier geht es zu Teil II meiner Antwerpen-Reportage...
Und noch mehr Foto-Impressionen und Antwerpen en detail gibt es hier.
Gut schlafen? Gelingt bestens im zentral und dennoch ruhig gelegenen Hotel Rubens – Grote Markt, auch hierzu gibt es einen Blog-Beitrag.
Richtig gut essen und trinken in Antwerpen? Hier gibt es meine persönlichen Empfehlungen.

Unbeauftragte, unbezahlte Werbung. Die Reportage ist im Rahmen einer privaten, selbst finanzierten Reise nach Antwerpen entstanden.

destination

Über Antwerpen:

Man würde es kaum glauben, aber Antwerpen, Hafenstadt in der Region Flandern, ist mit rund 500.000 Einwohner:innen die größte Stadt in Belgien – und liegt damit sogar vor Brüssel, der Hauptstadt des Königreichs Belgien. Apropos: im 15. und 16. Jahrhundert gehörte Antwerpen sogar zu den größten Städten der Welt – und war zugleich zeitweise die wichtigste Handelsmetropole der Welt. Eine große Rolle dabei spielte schon damals der Seehafen, der heute nach Rotterdam der zweitgrößte in Europa (und einer der größten weltweit) ist und Antwerpen damit immer noch zu großer internationaler Bedeutung verhilft. Wie viele große europäische Seehäfen liegt auch der Antwerpener Hafen nicht am Meer, sondern an einer dorthin führenden Flussmündung.

Bekannt wurde Antwerpen auch durch die Verarbeitung und den Handel von Diamanten – und natürlich auch durch so bedeutende Künstler wie z. B. Peter Paul Rubens, die die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in Europa machten.

Heute überzeugt Antwerpen mit einem kompakten, gut erhaltenen und schönen Altstadtzentrum – anders als z. B. die niederländische Hafenstadt Rotterdam wurde Antwerpen während des 2. Weltkriegs nicht völlig zerbombt. Im Norden grenzt das Stadtgebiet übrigens direkt an die Niederlande.

Gut erreichbar ist Antwerpen per Bahn – auch durch einen Direktzug vom Flughafen Brüssel (ca. 35 min.) oder vom Flughafen Amsterdam (60 min.).

gut schlafen

Antwerpen bietet in Sachen Übernachtung eine große Auswahl und dabei etwas für jede Geldbörse:

Ganz zentral weil gleich um`s Eck vom Grote Markt, aber dennoch sehr zentral liegt das Hotel Rubens - Grote Markt, in dem wir bei unserem Antwerpen-Besuch im Frühjahr 2023 gewohnt haben. Ein stylisches Stadthotel mittlerer Größe mit hübschen, ruhig gelegenen Zimmern, gutem Frühstück und sehr freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter:innen. Große Empfehlung!

Rubens im Übermaße gibt es in vielen Zimmern im Hotel O Kathedral direkt an der Kathedrale - und zwar sogar an der Zimmerdecke. Nicht für jedermann etwas, mir hätte es gefallen.

Bunt, eklektisch, individuell: Das Hotel Flora in der zentral gelegenen Korte Nieuwstraat wäre genau meins. Und steht für den nächsten Antwerpen-Besuch ganz oben auf der Liste.

Es ist schon ein Klassiker in Antwerpener Hotelszene: Das Julien! Ruhig gelegen, stylish, mit wunderbarem begrüntem Innenhof und Spa. Nicht ganz billig, aber wunderschön.

Superruhig direkt am Botanischen Garten gelegen: Das Botanic Sanctuary Antwerp hat seinen Namen nicht von ungefähr. Stilvolles 5*-Hotel mit umfangreichem Spa-Angebot für die gut gefüllte Geldbörse.

Lässt sich das Wort eklektisch steigern? Das wäre dann wohl: De Witte Lelie. Das kleine Hotel ist auch eher der Kategorie Luxus zuzuordnen und eines steht fest, es würde mein Herz garantiert im Sturm erobern.