• Von Elefanten, Fresken und Knödeln
    24h im Südtiroler Brixen – 7 Tipps, was man nicht verpassen sollte (Teil I)

Sommer 2019

Laubengänge, hübsche verwinkelte Gassen, schön restaurierte Bürgerhäuser mit Türmchen, Erkern und Zinnen – in Brixen, der ältesten Stadt Tirols, macht ein Stadtspaziergang besonders viel Spaß. Und obendrein läuft einem auch noch der eine oder andere Elefant über den Weg...

Was es mit den Dickhäutern in Brixen so auf sich hat? Dafür muss man einen Blick zurück in die Geschichte der Stadt machen. Und landet im Jahre 1551, als Maximilian II., Erzherzog von Österreich, auf einer Reise Station in Brixen machte und mit ihm ein Elefant namens Soleman. Der beeindruckende Dickhäuter war ein Geschenk des portugiesischen Königs Johann III. und hatte zuvor bereits in Trient und Bozen für Aufsehen gesorgt. Und auch in Brixen staunten die Bürger nicht schlecht über dieses mächtige Tier, das da kurz vor Weihnachten durch die Stadt marschierte. Zwei Wochen lang fanden der Erzherzog als auch Soleman in einer Herberge außerhalb der Stadtmauern Quartier, bevor der Tross in den Norden weiterzog Richtung Wien. Der Wirt – ganz Marketingexperte schon damals – benannte daraufhin sein Haus um und verewigte das Tier mit einem großen Fresko an der Hausfassade. Auch heute noch kann man Aufmarsch von Elefant und Treibern in der Weißlahnstraße an der Fassade des "Hotel Elephant" – mittlerweile ein 4-Stern-Superior-Haus – bewundern.

Wir können uns kaum losreißen von Soleman, aber dann starten wir doch zu einem Spaziergang durch die Altstadt. Und ich stelle nach kurzer Zeit fest: Ich bin definitiv Team Brixen. Denn die kleine Stadt am Zusammenfluss von Eisack und Rienz hat etwas. Sie ist lebendig, kompakt, gemütlich und es macht Spaß durch ihre Gassen zu schlendern. Fast durchgängig sind die Fassaden der Häuser schön saniert, das Auge hat mit all den Erkern und Treppengiebeln einiges zu tun. Es summt und surrt in der Stadt und das obwohl wir an einem Sonntag-Nachmittag unterwegs sind. Eines der historischen Häuser fällt ganz besonders auf: Das Pfaundlerhaus mit seinen filigranen, schmiedeeisernen Gittern, ein bürgerliches Wohnhaus der Renaissancezeit – auch wenn es für das Auge von heute fast wie eine kleine Festung herüberkommt.

Und dann stehen wir am Domplatz, dessen Ausmaße und Großzügigkeit beeindrucken. Das kommt nicht von ungefähr, denn fast ein Jahrtausend lang war Brixen Bischofsitz, im Mittelalter herrschten die Fürstbischöfe unumschränkt in dieser Region. Erstaunt lesen wir, dass noch vor wenigen Jahrzehnten der gesamte Dombezirk, in dem mächtig die fürstbischöfliche Burg thront, nachts abgesperrt wurde. Damit war es dann allerdings bald vorbei, als der Bischof nach Bozen umgezogen war. Heute gehört der Platz der Brixener Bevölkerung und den Touristen, Cafès säumen den Platz und es lässt sich hier gut eine Pause einlegen zwischen der Besichtigung von Hofburg und nahe beieinander liegenden Kirchen.

Schon ziemlich lange steht der Dom an seiner Stelle: Denn der ursprüngliche Bau der Barockkirche Mariä Himmelfahrt – mit ihren zwei hohen Kuppeltürmen – geht auf das Jahr 980 zurück. Nach zwei Bränden kam es zu einer romanischen Neugestaltung, später wurde die Kirche barockisiert. Ein Besuch der mächtigen Kirche lohnt sich, nicht nur weil für ihre Ausstattung 33 verschiedene Arten farbigen Marmors zum Einsatz kamen, was ziemlich beeindruckend ist. Hier warten auch zwei großflächige Fresken des bekannten Südtiroler Malers Paul Troger auf kunsthistorisch Begeisterte, eines zeigt die "Anbetung des Lammes". Ein weiteres Highlight ist der Hochaltar, der als einer der bedeutenstens Barockaltäre Tirols gilt. Und man sollte auch einen Blick in die Höhe machen: Denn dort ist die beeindruckende Orgel nicht zu übersehen, die über 84 Register und 3.335 Pfeifen verfügt. Gleich um die Ecke befindet sich die gotische Pfarrkirche St. Michael, die ebenfalls mit einer beeindruckenden Orgel aufwarten kann.

Das wahre Kleinod der Stadt – zumindest für mich – wartet dann aber gleich neben dem Dom auf uns: Ein über und über freskierter Kreuzgang, der um 1200 als Teil der romanischen Münsteranlage erbaut worden war. 1370 wurde der Kreuzgang eingewölbt, dabei wurden leider die vorhandenen romanischen und frühgotischen Fresken zerstört bzw. übermalt. Nun geht hier ein gotisches Fresko in das nächste über, so beeindruckend, dass man zuerst gar nicht weiß, wo man zuerst hinblicken soll. Nach einem kurzen Blick in den Kunstreiseführer (Tipp siehe ganz unten) wissen wir aber, wie wir es anlegen: Denn im Reiseführer ist zu jeder der 15 (von insgesamt 20) Arkaden, die mit wirklich beeindruckend farbenprächtigen Bildergeschichten gestaltet sind, Information zu finden – und hier nachzulesen lohnt sich. Nach einiger Zeit beginnt der Nacken etwas zu schmerzen, denn man kann nicht aufhören den Kopf nach oben zu wenden und ein Fresko nach dem anderen zu betrachten. Bibelszenen, Szenen aus dem alten Testament sind hier genauso zu finden wie Heiligen- und Märtyrergeschichten. Und plötzlich stehen wir vor einem alten Bekannten: einem Elefanten. Wobei, wie ein richtiger Elefant sieht er auf diesem Fresko (in der dritten Arkade) gar nicht aus, irgendwie ein Mittelding aus Pferd mit einem zur Trompete gerollten Elefantenrüssel. Auf dem Rücken trägt er einen hölzernen Gefechtsturm mit eisernen Rittern. Unter dem Bauch des Tieres sieht man einen Verteidiger mit gezackter Lanze, damit wird er das Fabeltier gleich töten und – er ahnt es noch nicht – gleich darauf selbst sterben. Denn Tier wird zusammenbrechen und seinen Angreifer erdrücken. Eine dramatische biblische Szene jedenfalls, die der Freskenmaler Leonhard von Brixen zwar aus Überlieferungen kannte, aber scheinbar wußte er nicht, wie ein Elefant wirklich aussah...

Auf in die Brixner Hofburg...
Der Name "Hofburg" klingt in den Ohren einer Wienerin zuerst ein wenig befremdlich, aber ja, es gibt auch eine Hofburg in Brixen, und diese ist der ehemalige Bischofspalast. Heute ist in dem Gebäude mit großzügigen Maßen das Diözesanmuseum mit dem Domschatz untergebracht. Wir stellen jedenfalls nach kurzer Zeit fest: Für dieses Haus sollte man ausreichend Zeit mitbringen, denn es gibt richtig viel zu sehen. Und da sich gerade eine mächtige schwarze Gewitterwand auf uns zu bewegt, die einiges an Regen mitzubringen scheint, nehmen wir uns diese Zeit ganz einfach genau jetzt. Wir starten im Dommuseum mit Mittelalterkunst, der hier viel Platz eingeräumt wird. Besonders beeindruckend finde ich dabei die Sammlung spätromanischer und frühgotischer Madonnen: Wie unterschiedlich sie sind, in Mimik als auch Haltung. Die nächsten Räume widmen sich der Renaissance: Wir stehen länger vor Epitaphien für zwei Domherren, die aus dem Brixner Dom stammen und zu den bedeutendsten erhaltenen religiösen Renaissancemalereien in Südtirol zählen. Ähnlich umfangreich wie die Mittelaltersammlung ist auch die Barocksammlung: Neben zahlreichen Barockgemälden – auch von Paul Troger, einem der berühmtesten Südtiroler Barockmaler – werden hier auch liturgische Gewänder, Silber- und Klosterarbeiten, Porzellan und einige wunderschöne Kachelöfen gezeigt. Und nicht zuletzt sind auch viele Räume der Hofburg, darunter die Hofkirche als auch der Kaiser- und Bischofstrakt, von der Zeit des Barock geprägt. Wer weiter durch die Räume des weitläufigen Museums geht, findet auch Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter beispielsweise Frühwerke von Albin Egger-Lienz. Zuguterletzt bestaunen wir auch noch den Brixner Domschatz: Er zählt zu den bedeutendsten Domschatzkammern im Alpenraum, heißt es, und zeigt vor allem die sakrale Kunst- und Kulturentwicklung des Mittelalter. Teile des Domschatz werden heute nach wie vor liturgisch benutzt (und werden in der Domsakristei aufbewahrt), im Museum befinden sich hingegen die ältesten und kostbarsten Stücke.

Auf Tuchfühlung mit der Geschichte in Kaiser- und Bischofstrakt
Abgesehen von den Sammlungen des Diözesanmuseums bietet die Hofburg aber noch weitere Sehenswürdigkeiten, die man sich nicht entgehen lassen sollte: Immer noch regnet es draußen und so haben wir genügend Zeit, um auch noch die üppig ausgestattete Hofkirche, die zwei Räume der Hofratskanzlei als auch den Kaiser- und Bischofstrakt zu besuchen. Mein Herz schlägt dann höher im sogenannten Chinesischen Kabinett, das mit wunderschönen Wandtapeten, die der österreichische Maler Franz Altmutter im beginnenden 19. Jahrhundert malte, bespannt ist. Hier würde ich doch sofort mein Lese- und Schreibzimmer einrichten, wenn, ja wenn ich hier die Hausherrin wäre... Und eine solche Nutzung wäre vermutlich ziemlich unter der Würde dieser Räume, denn schließlich gehören diese nicht umsonst zum Kaisertrakt: Hier wurden früher Kaiser und deren Gefolge untergebracht, die auf ihren Italienreisen einen Stopp in Brixen einlegten. In Gedanken in die Vergangenheit zu reisen fällt auch im Kaisersaal besonders leicht: Er diente einst als kaiserlicher Empfangssaal und ist besonders üppig und aufwendig ausgestattet. Im Geiste drehe ich hier dann schnell mal einen Walzer, auch wenn das hier vermutlich nicht vorgesehen war.

Zuletzt schauen wir noch mal im ersten Stock des Ostflügels der Hofburg vorbei: Hier sind die Hofratsstube und die Hofratswartestube angesiedelt. Und es war das Machtzentrum Brixens, denn von hier aus wurde das Reichsfürstentum Brixen regiert, vom Fürstbischof und seinem Beratungsgremium, dem Hofrat. Was vor allem beeindruckt in diesen Räumen: Sie sind weitgehend erhalten geblieben in ihrer Ursprünglichkeit, mit einer wunderschönen Zirbenholztäfelung, Wappenbemalung und Kachelöfen. Und auch hier sollte man unbedingt einen Blick hinauf machen, nämlich zum Wappenfries in der Hofratswartestube. Die Wappenkartusche, die aus dem Jahr 1607 stammt und über der Tür angebracht ist, zeigt die Wappen des Bistums (ein Lamm mit Kreuzfahne), des Fürstentums (ein Adler mit Pastorale) und des Fürstbischofs Christoph Andreas von Spaur. Einen besonders prominenten Salzburger Gast gab es in der Hofburg übrigens auch: Wolfgang Amadeus Mozart hat in jungen Jahren mehrmals in der Hofburg musiziert und übernachtet.

Hier geht der Spaziergang durch Brixen weiter...

gut schlafen

Mehr Private Suite als Hotel nennt sich das PUPP am Rande der Altstadt – eine ausgezeichnete Wahl, wie wir nach einer Nacht festgestellt haben: Stylish, aber nicht kühl, mit viel Privatsphäre und herzlichen Gastgebern. Große Empfehlung!

Viel Holz, viel Ausblick: Der Niederthaler Hof Chalets liegt etwas außerhalb von Brixen und ist vermutlich für alle, die es Richtung Berg zieht, das richtige. Noch nicht ausprobiert, aber ebenfalls auf unserer Liste.

Von Weinbergen umgeben, Innen- und Außenpool, À-la-carte-Gourmetrestaurant: Nur 1,5 km vom Zentrum in Brixen wartet das Hotel Löwenhof auf seine Gäste. Noch nicht persönlich besucht, aber vielleicht beim nächsten Brixen-Besuch...

gut essen & trinken

In Brixen muss keiner hungrig ins Bett gehen. Und vor allem nicht ohne wirklich glücklichen Magen. Einige Tipps gibt es hier...