Gesucht: eine nette Unterkunft in Bayern, für eine Übernachtung am Weg nach Südtirol.
Gefunden: ein bezaubernder Ort! Rückkehr eines Tages nicht ausgeschlossen…
Ungefähr in der Mitte zwischen Wien und dem Südtiroler Ritten sollte sie liegen: eine Unterkunft für eine Nacht, für einen Stop-over am Weg nach Südtirol und einen angenehmen, relaxten Einstieg in den Urlaub. Dafür auserkoren haben wir schließlich das Kloster Seeon, ein Tagungshotel im oberbayrischen Chiemgau, wie der Name schon verrät nahe dem Chiemsee. ***Superior-Hotel-Atmosphäre in einem ehemaligen Benediktinerkloster, moderne Zimmer, ruhig gelegen, dennoch gut erreichbar von der Autobahn A8 aus. Damit waren auch schon alle Anforderungen an einen bayrischen Übernachtungsstopp erfüllt. Und dann das große Aha, als wir in Seeon ankommen: Denn ausgesprochen malerisch und sehr idyllisch liegt das Hotel auf der kleinen Klosterinsel, das stelle ich schon auf den ersten Blick fest.
Keine Überraschung dann hingegen auf unserem Zimmer: Das ist, wie schon auf der Hotel-Website gesehen, modern, funktional, angenehm reduziert, eine helle Ruheoase. 92 ehemalige Mönchszellen, verteilt auf drei Gebäude am gesamten Klostergelände, wurden in komfortable Zimmer umgestaltet, alle mit Blick auf den See oder den barocken Innenhof. Unseren Ausblick liebe ich sofort: Hinter der weitläufigen Wiese und den mächtigen Bäumen ahne ich den See...
Und den muss ich auch gleich erkunden: Ich umrunde das ehemalige Benediktiner-Kloster und finde zahlreiche Stege und schöne Einstiegsmöglichkeiten in den See. Oh weh, da wird die Wahl zur Qual werden, wo ich mich dann wirklich in den See werfe. Am besten an allen diesen Stellen? Hintereinander? Entschuldigung, wie kalt ist denn das Wasser, frage ich dann ein Pärchen, das gerade aus dem See steigt. Hm, erfrischend, 18 Grad vielleicht, meinen sie und hüllen sich in große Handtücher. Ok, Wasserung auf morgen früh verschoben.
Dann lieber gleich mal in die Klostergaststätte: Zwischen historischen Mauern gibt es im Gotischen Keller typisch bayrische Brotzeit, deftige Hausmannskost und süffiges Kloster-Bier (aus der Schlossbrauerei Stein). Und richtig guten Apfelsaft, wie ich feststelle. Im lauschigen Kastanienhof oder auf der Seeterrasse wäre es sicher auch nett gewesen, aber da spielt das Wetter an diesem Juni-Abend nicht mit. Erstaunlicherweise schläft es sich mit derart vollem Magen dann richtig gut und vor allem ausgesprochen ruhig in unserer ehemaligen Mönchszelle…
Samstagmorgen und es gibt keine Ausreden mehr: Ich schnappe mir einen Bademantel und mache mich auf in Richtung See, während mein Mann sich im Bett lieber noch mal umdreht. Der richtige Steg für die erste See-Begegnung 2024 ist dann erstaunlicherweise doch rasch gefunden, ein Zeh vorsichtig ins Wasser gestreckt: Von wegen 18 Grad! Der See hat genau die richtige Wohlfühltemperatur für mich, so an die 22, 23 Grad? Schwer zu sagen ohne Thermometer, aber dann bin ich ohnehin schon drinnen im tiefblauen Wasser, denn Überwindung ist es für mich keine. Beseelt ziehe ich meine Längen, mit Blick auf das andere Seeufer, das Kloster und die nahen Seerosen. Daran könnte ich mich gewöhnen. Und ein bisschen ärgere ich mich über mich selbst, dass ich mich am Vorabend abschrecken habe lassen von den ungefähren Temperaturangaben anderer Gäste. Wie war´s, fragt mein Mann dann am Zimmer. Göttlich, sage ich. Passt dann ja, grinst mein Mann. Und lässt meinen Vorschlag doch auch noch eine Runde schwimmen zu gehen eiskalt an sich abperlen: Sorry, 23 Grad sind doch viel zu kalt...
Gefrühstückt wird im Kloster-Restaurant „Ex libris“, der ehemaligen Klosterbibliothek – wiederum mit See- oder Innenhofblick. Wobei ich morgens ohnehin mehr ein Auge für das Frühstücksbuffet habe, und das kann sich durchaus sehen lassen.
Wenn schon Kloster, dann auch Kirche: Dahin machen wir noch einen kurzen Abstecher. In der hübschen katholischen Pfarr- und ehemaligen Klosterkirche St. Lambert, einer romanischen Säulenbasilika (Grundmauern und Türme gehen tw. noch auf das 11./12. Jahrhundert zurück), wird heute offensichtlich noch geheiratet, denn alles ist mit Blumen dekoriert. Besonders schön finde ich jedenfalls die Wand- und Deckenmalereien. (Wer mehr über die Geschichte von Kloster und Kirche wissen will, der liest am besten hier nach.)
Ein Abstecher zahlt sich auch zur ebenfalls am Klostergelände liegenden St. Walburgis Kapelle aus. Auf dem dazugehörigen kleinen Friedhof warten ein paar ganz besondere Gräber auf Besucher:innen: Auf einigen Gräbern stehen Kreuze mit Steine bzw. Tafeln mit kyrillischen Buchstaben, russisch-orthodoxe Gräber, in denen Verwandte der russischen Zarenfamilie begraben sind. Und dann gibt es da noch ein ganz spezielles Grab: Hier ist Anastasia Manahan begraben, die ihr ganzes Leben lang behauptet hatte die russische Großfürstin Anastasia Nikolajewna Romanowa und damit die jüngste Tochter des ermordeten, letzten Zaren Nikolaus II. zu sein. Nach einem bewegten Leben – das sogar Hollywood zu einem Kinostreifen mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle inspiriert hatte – fand sie 1984 auf dem orthodoxen Teil des Friedhofs ihre letzte Ruhestätte.
Und weil bis zum Hotel-Check-out noch ein bisschen Zeit ist, umrunden wir noch mal das Kloster und spazieren über die Brücke hinüber ans andere Seeufer, von wo man einen wunderbaren Blick auf die Insel und damit den Klosterkomplex hat: Kloster, Kirche, Walburgis-Kapelle – all dies sieht man von hier aus besonders gut. Dazwischen der See, blau, klar, teilweise mit Seerosen bedeckt, die Ufer gesäumt von Wiesen und Bäumen. Idyllisch, und ja, ich wiederhole mich.
Nach der Holzbrücke halten wir uns am Hügel angekommen links und schlendern die Weinbergstraße entlang, vorbei an bezaubernden, teilweise wilden Vorgärten hübscher Landvillen. Muss das schön sein, hier zu leben, denke ich mir: Morgens aufstehen, durch den Garten vorbei an üppigen Blumen und Stauden, über denen die Bienen summen, zum Seeufer schlendern – und sich mit einem lauten, genüsslichen Platscher ins Wasser werfen. Ach, seufze ich, gibt schon echt schöne Orte in Bayern. Und ich bin fast ein bisschen traurig, dass es nach nur einer Nacht schon wieder Abschied nehmen heißt. Aber na ja, es könnte ja glatt zu meinem neuen Lieblings-Stop-over-Ort am Weg Richtung Südtiroler Berge werden…
Hotel Kloster Seeon
www.kloster-seeon.de
Klosterweg 1, 83370 Seeon
E-Mail: info@kloster-seeon.de