• Mittelalter-Feeling in Montagnana
    Venetien I Italien

Es hat eine der schönsten Stadtbefestigungen Europas: Das kleine Städtchen Montagnana
südwestlich der Euganäischen Hügel in Norditalien. Und auch der beeindruckende Dom macht
einen Abstecher in das 10.000 Einwohner:innen-Städtchen lohnenswert...

Ob rund 50 Kilometer südwestlich von Padua bzw. circa 70 Kilometer südlich von Vicenza gelegen: Wer gerade zwischen den norditalienischen Städten Padua und Vicenza unterwegs ist (siehe meine ausführliche Reportage zu einem Roadtrip von Treviso nach Brescia), der sollte einen Abstecher nach Montagnana (in der Provinz Padua) in Erwägung ziehen. Denn das hübsche Städtchen bietet eine schöne und komplett erhaltene mittlelalterliche Befestigungsanlage, die man derart in Europa nur selten zu sehen bekommt: 2 Kilometer lange, bis zu acht Meter hohe Stadtmauern mit 24 sechseckigen Türmen (von denen der älteste und höchste rund 40 Meter hoch ist), vier Toren und einem breiten, in diesem Frühsommer sehr grünen Wallgraben.

Wären wir im September nach Montagnana gekommen, dann hätten wir auch das große, dem Mittelalter nachempfundene Reiterturnier Palio dei 10 Comuni miterlebt, das angeblich 1366 das erste Mal stattgefunden hatte: Zehn Reiter mit ihren Pferden – allesamt stammen sie aus zehn unterschiedlichen Gemeinden rund um Montagnana – messen sich miteinander. Vermutlich nicht so spektakulär wie beim berühmten Palio in Siena, aber dennoch ein interessantes Spektakel. Ganz knapp verpasst haben wir übrigens auch das jährlich Mitte Mai stattfindende Schinkenfest. Denn für seinen Schinken ist die Region berühmt: Der Prosciutto Veneto Berico-Euganeo DOP ist ein luftgetrockneter Rohschinken und hat einen milden, fast leicht süßlichen Geschmack.

Außen dicke, mittelalterliche Mauern – im Stadtkern überrascht Montagnana uns dann mit bunten Fassaden. Fast wähnen wir uns einen Moment lang an der italienischen Riviera mit seinen bunten Küstenorten.

Ein architektonisches Highlight der Stadt ist der Palazzo Magnavin-Foratti im gotisch-venezianischen Stil: Ein Stückchen Venedig auf dem Festland, auch als "Palazzo Lombardesco" bekannt und damit nach seinem Architekten und Bildhauer Pietro Lombardo benannt. Kleine Säulen, Kapitelle und mit anderen architektonischen Motiven verziert, nur von den Fresken, mit denen er einst vollständig bemalt war, ahnt man heute nichts mehr.

Sie ist das Herzstück der kleinen Stadt und zugleich auch ein bisschen das Wohnzimmer Montagnanas: Die Piazza Vittorio Emanuele II, umgeben von mittelalterlichen Hausfassaden und schönen Laubengängen. In letzteren lässt es sich auch gut und schattig sitzen, in netten Cafés. Einen kurzen Stopp sollte man auf jeden Fall in der Gastronomia Zanini in der Via Giacomo Matteotti (Nr. 21) einlegen, denn hier findet man eine riesige Auswahl italienischer Delikatessen und Spezialitäten aus der Region.

Unbedingt einen Besuch wert ist der mächtige Dom Santa Maria Assunta aus dem 15. Jahrhundert: Äußerlich präsentiert er sich gotisch, im Kircheninneren hat sich aber bereits die Renaissance durchgesetzt - was auch an der langen Bauzeit von rund 70 Jahren lag (1502 fertiggestellt). Innen dann zahlreiche Fresken und eine Vielzahl von großflächigen Gemälden, darunter zwei, die dem bekannten Renaissance-Künstler Giorgione zugeschrieben werden ("David und Goliath", "Judith und Holofernes"). Noch ein weiterer Malerstar durfte sich in diesem Dom verewigen: Vom berühmten Spätrenaissance-Künstler Paolo Veronese statt das Hochaltarbild, auf dem die "Auferstehung Christi" dargestellt ist. Und eines macht man hier drinnen ganz automatisch: Den Kopf in den Nacken legen und die muschelförmige Decke bestaunen. 

Weiters sehenswert in und um Montagnana:

Das Castello di San Zeno an der Ostseite der Stadtmauer: Hier ist das Museo Civico untergebracht, wo vor allem Funde aus vorgeschichtlicher und römischer Zeit ausgestellt sind.
Ebenfalls sehenswert die Villa Pisani, die außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer liegt: Erbaut wurde diese Villa ca. zwischen 1553 und 1555 für den venezianischen Adeligen Francesco Pisani von Andrea Palladio, dem bedeutendsten Architekten der Renaissance in Oberitalien.