• Ein Roadtrip durch die Maremma (Teil IV)
    Badespaß am Monte Argentario

Juni 2015

Heiß ist es im Hinterland der südlichen Toskana (Hier geht es zu Teil 1 der Maremma-Reportage)
und wir sehnen uns nach Abkühlung. Kommt, lasst uns ans Meer fahren. Von unserem bei Manciano gemieteten Ferienhaus sind es nur rund 45 Minuten Autofahrt zur Küste am Monte Argentario. Und genau diese peilen
wir jetzt auch an...

Wer uns jetzt hören könnte, würde sich wohl ein wenig an den Kopf greifen, denn laut schmetternd singen wir „...sende euch einen feurigen Drachengruß..." in die an uns vorbeiziehende Landschaft der südlichen Toskana hinaus, derzeit das Lieblingslied meiner dreijährigen Nichte. Und vergessen dabei beinahe die wunderbaren Pinien-Alleen zu bewundern, unter denen wir Richtung Meer dahingleiten. Aber gerade hat der kleine Drache Kokosnuss irgendwie Vorrang...

Rund 400 Kilometer lang ist die Küste der Toskana, am Tyrrhenischen Meer entlang, von der Region Versilia hinunter bis zur Halbinsel des Monte Argentario. Schöne flache Strände wechseln sich da immer wieder mit Naturschutzgebieten ab, wie z.B. dem Nationalpark der Maremma, „Marina di Alberese“. Wir peilen nun den südlichsten Abschnitt dieser Küste an. Und dann sind wir auch schon am Ziel: An der Halbinsel des Monte Argentario. Einst war diese wie auch die Inseln Giglio und Giannutri zur Gänze vom Meer umgeben. Aber mit der Zeit sind – durch angeschwemmte Sandablagerungen – drei schmale Verbindungen zum Festland, darunter zwei lange Sandstreifen, entstanden. Gianella als auch Feniglia verbinden das Vorgebirge von Argentario mit dem toskanischen Festland und trennen zugleich das Tyrrhenische Meer von der Lagune von Orbetello.

Strandleben pur: Spiaggia della Gianella
Eine der drei Verbindungsstreifen ist der Strand Spiaggia della Giannella, rund 8 Kilometer lang und 5 Kilometer breit: An diesem nördlichsten Verbindungsstreifen findet man zahlreiche Strandbäder, darunter auch das Bagno Serena (Strada Provinciale della Giannella, snc, 58015 Orbetello), für das wir uns entscheiden. Gut zu erreichen mit dem Auto, mit Strandrestaurant und allem was ein italienisches Bagno so bieten muss, genau richtig für uns, die wir mit einem Kleinkind unterwegs sind. Da wir im Juni hier sind, ist der Strand auch noch nicht überfüllt, das Meer aber schon angenehm warm. Hinein ins Meer geht es schön flach, perfekt für unsere Nichte. Schön finde ich auch den Ausblick, den man von hier aus hat: Einerseits hinaus auf das offene Meer und die Insel Giglio, aber auch auf die Silhouette von Porto San Stefano. An diesem Tag ist hier klassisches italienisches Strandprogramm angesagt: Schwimmen, in die sanften Wellen hineinlaufen, den braun gebrannten Italiener:innen beim im-Meer-stehen-und-supereffizient-bräunen zuschauen, Sandburgen mit unserer Nichte bauen, Pasta im Restaurant des Bagno essen, eine kleine Siesta im Schatten des Sonnenschirms halten. Und dann unbedingt noch ein großes Eis genießen...

Naturschutzgebiet mit Naturstrand: Duna Feniglia
Der zweite, südlicher gelegene Sandstreifen, der ebenfalls die Halbinsel des Monte Argentario mit dem Festland verbindet, ist der Strand von Feniglia (ca. 7 km lang). Hier gibt die Natur den Ton an: Denn im Gegensatz zu Giannella ist die Duna Feniglia zur Gänze Naturschutzgebiet. Durchqueren kann man es dementsprechend nur zu Fuß oder per Fahrrad. Logisch auch, dass es hier keinen Campingplatz oder ähnliches gibt. Dafür eben einen dichten Pinienwald (in dem man u.a. Dammwild entdecken kann) sowie einen schönen Naturstrand, der in einem sanften Bogen verläuft. Während man vom Strand aus auf das offene Meer und das kleine Städtchen Ansedonia blickt, liegt auf der anderen Seite von Feniglia die Lagune, ein beliebter Platz für Vogelbeobachter.
Auf dem dritten Verbindungsstreifen und damit mitten in der Lagune zwischen Giannella und Feniglia liegt übrigens das Städtchen Orbetello.

Wer all dies mit dem Rad erkunden will, für den bietet sich eine Tour von Ansedonia (wo man auch Räder mieten kann) durch die Duna Feniglia bis nach Porto Ercole an. Von dort aus kann man dann via Orbetello, also über den mittleren Verbindungsstreifen, nach Ansedonia zurückkehren.

Abends geht es dann sonnengeküsst und ein bisschen müde von einem langen Badetag nach Porto Santo Stefano, dem Hauptort an der Nordseite des Monte Argentario, an einem schönen Naturhafen gelegen. Fischerboote, aber auch Luxusyachten schaukeln hier vor sich hin. Wir entdecken zwar keine, aber Porto Santo Stefano soll durchaus auch Ziel italienischer Prominenter geworden sein, seit sich die Enkelin des Fiat Gründers, Susanna Agnelli, hier ein – wohl luxuriöses – Sommerhaus errichten ließ. Möglicherweise hatte auch deswegen der Massentourismus, der auch an italienischen Küsten durchaus immer wieder mit seinem hässlichen Gesicht anzutreffen ist, hier nie wirklich eine Chance, voluminöse Hotelburgen kann man jedenfalls erfreulicherweise keine ausmachen. Porto Santo Stefano hat etwas – durchaus ein bisschen elegant und schick, auch ein bisschen nostalgisch, da es mich an meine Kindheitsferien in kleinen italienischen Orten am Meer erinnert. Unaufregend trifft es wohl auch und das mag ich. Wir flanieren also an der Hafenpromenade entlang, an Fischern, von denen es hier noch zahlreiche gibt, die täglich hinaus fahren auf das Meer, bis das Kind ein Karussel entdeckt und glücklich seine Runden dreht, bevor wir uns in einem Restaurant am Hafen Pasta & co widmen. Apropos, fun fact, Bud Spencer, Held meiner Kindheit und als Carlo Pedersoli in Neapel geboren, hatte hier angeblich auch ein Haus.

In Sachen Sightseeing bietet Porto Santo Stefano jedenfalls nicht allzuviel. Die Altstadt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im mittelalterlichen borgo-Stil wieder aufgebaut und es lohnt sich durchaus zwischen den hübschen bunten Häusern eine Runde zu drehen. Einen schönen Ausblick auf Stadt, Hafen und Meer hat man von der Fortezza Spagnola oberhalb des Städtchens, zu Beginn des 17. Jahrhunderts von den spanischen Habsburgern errichtet. Wer rund um den Monte ein Ferienapartment mietet und gerne mal selbst kocht, sollte am täglich stattfindenden Fischmarkt am Porto del Valle vorbeischauen. Von hier starten übrigens auch die Schiffe zu den Nachbarinseln Giglio und Giannutri.

Ein Abstecher lohnt sich auch nach Porto Ercole, dem zweiten größeren Ort und im Osten der Halbinsel gelegen. Denn dort wird das Herz kunsthistorisch Begeisterter höher schlagen: In der Kirche Sant´Erasmo wurden die sterblichen Überreste des berühmten Frühbarock-Malers Caravaggio, 1571 in Mailand geboren und 1610 in Porto Ercole, mit nur 38 Jahren verstorben, beigesetzt. Aber nicht nur Caravaggios wegen zahlt es sich aus, auch in Porto Ercole einen Stopp einzulegen. Der Ort liegt recht malerisch unterhalb von Festungsanlagen und bietet eine hübsche Altstadt mit Borgo-Charakter. Gemütlich flanieren lässt es sich entlang des Yachthafens, an dessen Promenade sich zahlreiche Geschäfe, Cafés und Restaurants befinden.

Und dann heißt es auch schon Abschied nehmen vom Monte Argentario. Gar nicht so leicht bei dem schönen Sonnenuntergang, der alles in ein sanftes, milchiges Rosa-Blau taucht...

Wer mehr über die südliche Toskana bzw. die Maremma erfahren will, der liest am besten hier nach, bei Teil 1 der Reportage.

Das ist übrigens ein unbeauftragter und daher unbezahlter Blog-Beitrag.