• Geheimtipp Marken - eine Reise durch Mittelitalien (Teil 3)
    Fano, Fossombrone & Mondavio

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Juni 2022

Im bezaubernden Corte Campioli Hotel & Country House nahe Barchi haben wir
für eine Woche Quartier bezogen – und von hier aus erkunden wir die Marken. Zum Aufwärmen geht es gleich mal in ein paar umliegende Städtchen und Dörfer: In die hübsche am Meer gelegene Kleinstadt Fano, das beschauliche Fossombrone und nach Mondavio, das trotz seiner martialisch anmutenden Verteidigungsanlage für einen romantischen Abend gut ist...

Die Küstentstadt FANO, an der Adria-Mündung des Flusses Metauro gelegen (ca. 12 km südöstlich von Pesaro), ist mit rund 60.000 EinwohnerInnen die drittgrößte Stadt der Marken – und eine gemütliche Kleinstadt: Kompakt, gut erhalten, lebendig – mit einer unübersehbaren römischen Vergangenheit. Das am besten erhaltene Baudenkmal aus der Römerzeit durchquert man auf dem Weg in das Zentrum von Fano: Der imposante Augustusbogen (Arco d`Augusto). Ein massiver Sandsteinbau, mit Travertin verkleidet. Wer an der Außenseite ganz genau schaut, der wird noch einen Teil der Inschrift mit einer Widmung für Kaiser Augustus entdecken. Ursprünglich war auf dem Bogen auch noch ein Säulenaufbau zu finden, doch diesen brachte die Geschichte zu Fall – in Gestalt von Federico da Montefeltro, dem Herzog von Urbino, der 1463 mit seinen Truppen in der Stadt einfiel. Aber auch davor hatte die Stadt schon einiges durchgemacht: 538 von den Goten zum Großteil zerstört, wurde Fano von den Byzantinern revitalisiert. Dann hatte der Kirchenstaat seine Hände im Spiel, bevor sich Fano im 12. Jahrhundert als freie Stadt freispielte. 

Unmittelbar neben dem Augustus-Bogen befinden sich zwei weitere sehenswerte Gebäude: Vor dem Torbogen steht die Kirche San Michele, nicht zu übersehen mit ihrem schönen Renaissance-Portal. Gleich dahinter dann die Logge di San Michele, ein schöner Renaissance-Bau, der ursprünglich als Heim für elternlose Kinder diente. Nicht weit entfernt liegt – weiter stadteinwärts – der Dom von Fano, die Cattedrale di Santa Maria Assunta, deren Fassade die ursprünglich romanische Gestaltung zeigt. Besonders schön auch das Portal. Das Innere bleibt für uns leider ein Geheimnis, denn wir kommen zur Mittagszeit in Fano an, schlechtester Zeitpunkt für Kirchenbesichtigungen. Schade, denn die Nolfi-Kapelle, eine der sechs Seitenkapellen, und Anfang des 17. Jahrhunderts mit üppiger Barock-Dekoration errichtet, soll besonders sehenswert sein. 

Sich in der Altstadt von Fano zu orientieren fällt nicht schwer, denn sie wird von einem rechtwinkeligen Muster von Gassen durchzogen. Auch hier lässt sich die römische Vergangenheit der Stadt ablesen. Am Hauptplatz der Stadt, der Piazza XX Settembre steht ein Löwen-bewachter Brunnen, dahinter erhebt sich das Rathaus, der Palazzo della Ragione. Daran schließt die Corte Malatestiana an, ehemals Sitz der Malatesta-Familie, die vom 13. bis in das 15. Jahrhundert hinein Fano regierte. Heute beheimatet dieses Gebäude das Museo Civico sowie eine Pinacoteca, mit (vornehmlich sakraler) Kunst aus dem 15. bis 20. Jahrhundert  Wer nun den Bogen zwischen Rathaus und Malatesta-Sitz durchquert, der landet am Markt, wo sich vormittags so einiges abspielt und man Blumen ebenso wie Käse, Obst und Fisch kaufen kann. Und erraten, auch dafür sind wir leider zu spät dran an diesem Tag. Eine weitere Pinacoteca befindet sich in der ehemaligen Chiesa San Domenico. Sie ist üppig freskiert, war ursprünglich gotisch, wurde dann jedoch barockisiert. Heute findet sich hier eine Gemäldegalerie für sakrale Kunst des 17. Jahrhunderts. Highlight der Sammlung ist ein Altarbild von Guercino (Via Arco d`Augusto). 

Neben den historischen Sehenswürdigkeiten überzeugt mich Fano aber auch mit seiner entspannten Atmosphäre: Viele sind hier mit dem Fahrrad unterwegs, die Autos sind aus dem Stadtzentrum großteils verbannt. Und so schlendern wir gemütlich durch die Stadt und wenn es mit den 36 Grad nicht gar so sehr heiß wäre, dann würden wir das wohl noch ein wenig länger tun. So aber peilen wir den nahegelegenen Strand an...

Es ist nicht unbedingt die Art Strand, die ich so favorisiere: Flacher Sandstrand mit ausufernden Strandbädern. Aber: Hier spielt sich das pralle italienische Strandleben ab und das hat auch irgendwie seinen Reiz. Braun gebrannte Ragazzi, die in der prallen Mittagssonne unverdrossen den Volleyball über das Netz schleudern. Ganze Familienverbände, die an diesem Sonntag-Mittag ihren Strandtag gemeinsam zelebrieren. Gut gefüllte Strandrestaurants, wo man sich eine kurze Pause von der Sonne gönnt. Eine Pause mit Piadina und kühlen Getränken gönnen auch wir uns jetzt und beobachten das geschäftige Strandtreiben. Und finden es dann irgendwie doch schade, dass wir unsere Badesachen nicht mitgenommen haben...

Auch noch gut zu wissen: Einen Sandstrand gibt es am Lido, einen Kiesstrand hingegen am Stadtstrand Sassonia. Nördlich bzw. südlich kann man auch wildbaden am Lido Arzilla bzw. der Baia Metauro. Hübsche Strandbäder gibt es auch in den Badevororten Torrette di Fano (Bagni Claudia) bzw. Marotta (Bagni Monaco n. 14). 

Was mir schon bei unserem Weg in die Altstadt von Fano aufgefallen ist: Die Stadt weist eine hohe Dichte an schönen, alten Villen auf. Schön sanierte Stadtvillen, von blendend-weiß über minzgrün bis sanft-lachsfarben. Umgeben von üppigen Gärten. Wer also über genug Zeit verfügt, der sollte sich diese für einen Spaziergang nehmen...

Fazit: Fano ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Am besten gleich am Vormittag eines Wochentags, denn dann kann man auch den sehenswerten Markt besuchen. (Distanz Corte Campioli - Fano: Ca. 30 Minuten Autofahrt)

Kleinstadtleben bietet auch FOSSOMBRONE, rund 25 Kilometer südwestlich von Pesaro gelegen. Besonders beschaulich geht es hier am Sonntag-Vormittag zu. Die, die durch die Arkadengänge des Corso Garibaldi eilen, sind am Weg zur Messe in der Cattedrale, an der Piazza Mazzini. Bloss nicht zu spät kommen, das würde in der nicht allzu üppig besuchten Kirche auch noch auffallen.
Praktisch sind diese Arkadengänge im Centro Storico von Fossombrone, erreicht man doch so bei Regen trockenen Fußes Geschäfte wie Restaurants. Dennoch sollte man die Arkaden auch mal verlassen und einen Blick hinauf zu den Gebäuden, die den Corso Garibaldi säumen, werfen, denn da ist die eine oder andere beeindruckende Fassade zu entdecken. 

Ein alter grüner Fiat vor der Steinfassade der Cattedrale, darüber ein gelbes Schild mit der Aufschrift "Cattedrale" – sehr malerisch. Dieses Foto-Motiv wartet förmlich auf mich. Ich habe meinen Finger schon am Kamera-Auslöser, aber der Signore, der sich gerade aus dem Fiat geschält hat, schließt umständlich sein Auto ab. Also stehe ich da und lauere auf mein Foto. Und das offensichtlich nicht unauffällig genug, denn der Signore fühlt sich  angesprochen. "Haben Sie schon den Dom besucht?", ruft er mir freundlich auf Italienisch zu. Ja, nicke ich, und das ist nicht mal gelogen, denn unmittelbar vor Beginn der Messe sind wir noch schnell durch den Dom gehuscht. "Haben sie den Meridian (eine astronomische Sonnenuhr) in der Kirche gesehen?", fragt er. Und ergänzt gleich: "Es gibt nur zwei Kirchen in Italien, in denen ein solcher Meridian verläuft – eine in Mailand und in unserer Cattedrale." Hm, da ich bei meinen Sizilien-Reisen zumindest einen dieser Kirchen-Meridiane gesehen habe, kann ich es mir nicht verkneifen zu antworten: "In Catania, in der Chiesa San Nicolò, gibt es auch einen solchen Meridian...". Das hätte ich vielleicht eher für mich behalten. Denn der Signore schaut mich misstrauisch an, schiebt ein zweifelndes "Vero?" heraus – und verschwindet dann nach einem knappen Arrividerci hinter den Kirchentüren. Tja, so macht man sich in Fossombrone wohl keine Freunde. Aber dann drücke ich auf den Auslöser, mein Foto habe ich jetzt: Cattedrale, Fiat, Fahrrad. Perfetto.

Aber einen Tipp hatte er zuvor doch noch für mich: San Filippo sollten wir uns ansehen, eine wunderbare Kirche, ganz am anderen Ende des Corso Garibaldi. Üppig barock soll sie sein. Aber, das ist an dem Signore vielleicht vorbei gegangen, San Filippo wird eigentlich nur mehr für Konzerte und Ausstellungen genutzt – und ist derzeit geschlossen. Schade. Kurz überlegen wir noch die Pinacoteca A. Vernarecci zu besuchen, die in einem Gebäude namens Corte Alta zu finden ist. Aber: Wir sind zu früh dran, denn an Sonntagen öffnet diese erst um 15.30 Uhr. Auch schade, denn der unter Federico de Montefeltro im Renaissance-Stil umgebaute Herzogspalast ist sicherlich sehenswert. Ebenfalls im Corte Alta angesiedelt ist das Museo Civico, in dem u. a. viele antike Schätze, Statuen, Sarkophage und Grabbeigaben gezeigt werden, die auf dem Forum Sempronii im Ortsteil San Martino del Piano bei archäologischen Grabungen gefunden wurden. Und noch einen Stopp kann man in Fossombrone machen, wenn man kunstinteressiert ist: Nämlich im Casa Museo - Quadreria Cesarini, einem Palazzo aus dem 16. Jahrhundert. Der ehemalige Besitzer Giuseppe Cesarini hat der Stadt eine beachtliche Gemäldesammlung namhafter (auch regionaler Künstler) geschenkt.

Nur rund 15 Minuten entfernt von unserem Urlaubsquartier Corte Campioli liegt MONDAVIO. Und das ganz schön dekorativ, denn es thront geradezu auf einem Hügel, im Hinterland der Küste zwischen Fano und Senigallia, rund 20 km vom Meer entfernt. Umgeben von einer alten Stadtmauer, wartet im Ortsinneren ein intaktes historisches Ensemble auf die BesucherInnen, mit malerischen, romantischen Gassen. Besonders schön auch der Ausblick, der sich hier auf das umliegende Hügelmeer bietet, vor allem abends, wenn das Licht plötzlich honigfarben gelblich-weich wird und sich in allen Schattierungen über die Landschaft legt. Seufz. Da steht man also (z. B. an der Stadtmauer neben der Osteria della Rocca) und lässt die Augen über die Hügel wandern. Und ja, das könnte man stundenlang machen, vielleicht sogar mit einem Aperol Sprizz, den man sich aus der Osteria holt...

Ziemlich unzerstörbar sieht auch heute noch die guterhaltene Rocca Roveresca aus: Ein mächtiger Gebäudekoloss, mitten im 3.000-Seelen-Ort Mondavio, mit einem 5-stöckigen Zwinger und einem wuchtigen, halbkreisförmigen Wachturm. Errichtet wurde sie in knapp zehn Jahren (ab 1482) von Francesco di Giorgio Martini, im Auftrag von Giovanni della Rovere, wie schon der Name der Festung verrät. Unversehrt steht sie auch heute noch da, trotz Bränden und Bombardements, und das ist schon ziemlich beeindruckend. Recht martialisch sieht sie aus und das obwohl sie gerade in sanftes rosafarbenes Abendlicht getaucht wird und die Vögel sie spielerisch umkreisen. Zugegeben, das darin befindliche Museum haben wir nicht besucht, zu sehen gibt es dort Waffen, Rüstungen, Kostüme aus der Zeit der Renaissance.

Im August spielt sich hier übrigens ein ziemliches Spektakel ab: Von 12.-15. August findet die Caccia al Cinghiale (Wildschweinjagd) statt, die Menschen ziehen dann in historischen Kostümen und mit Fahnen und angeblich auch der einen oder anderen Fanfare durch die Straßen. Und feiern dann gemeinsam am üppigen Banchetto Rinascimentale.

Und weil Mondavio nicht weit entfernt von unserem Urlaubsquartier Corte Campioli liegt, kommen wir auch gerne für ein Abendessen oder auch nur ein abendliches Glas Wein in den kleinen Ort. Ersteres fanden wir hier ausgesprochen gelungen (Trattoria al Giardino da Giamburesti), ein gutes Glas Wein bekommt man z. B. in der netten Bar il Duca am Hauptplatz von Mondavio. Und dann staunt man einfach nur, wie sich der Nachthimmel über den Häusern langsam in allen denkbaren Blautönen einfärbt ...

 

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Weil es der guten Ordnung halber gesagt werden muss: Dies ist eine unbeauftragte und unbezahlte Werbung. Die Reise erfolgte zur Gänze auf eigene Kosten!