• Scicli: Besuch bei Commissario Montalbano
    Sizilien, ein Fest der Sinne! (VI)

Juni 2018

Commissario Montalbano-Fans kennen die kleine sizilianische Stadt im Südosten der Insel unter dem Namen "Vigàta": Die schöne Barockstadt Scicli hat also quasi eine Undercover-Rolle in den Verfilmungen der Kriminalromane des bekannten sizilianischen Autors Andrea Camilleri. Und so ist die Polizeiwache, in der der Commissario, der eine große Vorliebe für Literatur und gutes Essen hat, seiner Arbeit nachkommt, in Wirklichkeit das Rathaus von Scicli, das in der von prächtigen Barockbauten gesäumten Via Francesco Mormino Penna liegt...

Üppiger Barock ist in dieser Stadt Programm, wie auch im nahen Ragusa, Modica oder Noto und so ist Scicli (das man übrigens mit ein bisschen Übung so ausspricht: Schikkli) auch einen Besuch wert, wenn man kein Montalbano-Fan ist. Dafür sorgen zahlreiche sehenswerte Kirchen, ein weitgehend intaktes barockes Stadtbild in der Altstadt und einige gute Restaurants, in denen man den Abend herrlich entspannt ausklingen lassen kann.

Auch Scicli hat – wie Sizilien überhaupt – eine kulturell bunte und bewegte Geschichte: Im Mittelalter wurde die Stadt von den Arabern beherrscht, die die Stadt wirtschaftlich aufblühen ließen,  später machten die Normannen Scicli zur königlichen Stadt. Unter Friedrich II. war die Stadt im Besitz der Grafen von Modica. 1626 dann der erste große Schicksalsschlag: Die Pest suchte die Stadt heim, an der fast zwei Drittel der Bevölkerung starben. Und weil ein Unheil leider selten alleine kommt, folgte nach einem kurzen Aufschwung 1693 das katastrophale Erdbeben, das einen Großteil der Stadt dem Erdboden gleichmachte und mehr als 3.000 Menschen das Leben kostete. Aber die Stadtbewohner ließen sich nicht beirren und bauten ihre Stadt auf den Trümmern wieder auf, in reinem Barockstil. Und diesen kann man hier in jeder Gasse, auf jeder Piazza bewundern: Besonders sehenswert ist der barocke Palazzo Beneventano aus dem späten 17. Jahrhundert, den viele als einen der schönsten Palazzi auf Sizilien bezeichnen und das zu Recht, finden wir, denn die skurrilen Köpfe an der Fassade könnte man stundenlang betrachten und immer wieder neue Details entdecken. Darüber hinaus finden sich in Scicli mehrere bedeutende Kirchen – darunter San Bartolomeo (aus dem 15. Jahrhundert mit einer schönen Holzkrippe), Santa Maria La Nova (eine Kirche byzantinischen Ursprungs), die Chiesa Madonna del Carmine  oder San Giovanni Evangelista. Nicht umsonst wurde die Stadt 2002 also von der UNESCO zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Wir besuchen Scicli das erste Mal an einem späten Nachmittag und sind fasziniert von dem warmen Abendlicht, das sich an den barocken Fassaden widerspiegelt. Auf einem ausladenden Balkon an einer Piazza erkennen wir festlich gekleidete Menschen, die einen Aperitif nehmen und von da oben dem Treiben der Stadt zusehen, bevor sie in den hell beleuchteten hohen Räumen des Palazzo verschwinden. Hier unten, in den Straßen, geht es lebhaft zu, man hat fast den Eindruck, dass die ganze Stadt auf den Beinen und in der Altstadt unterwegs ist. Diese ist nicht allzu groß und so kann man sie sich leicht in relativ kurzer Zeit erschließen: An der Piazza Italia, dem größten Platz  der Stadt, werfen wir auch einen Blick in die Domkirche San Ignazio. Auch wenn wir nicht ausgewiesene Montalbano-Fans sind, das Rathaus an der Piazza Municipio müssen wir dann doch gesehen haben. Ebenfalls ganz oben auf unserer Liste: Die Via Francesco Mormino Penna mit ihren zahlreichen üppigen Barock-Gebäuden. Unbedingt gesehen haben sollte man den Palazzo Spadaro, den Palazzo Favra und den schon erwähnten Palazzo Beneventano mit seinen grotesken Köpfen auf den Balkonkonsolen. Ein Abstecher in einige der zahlreichen hübschen kleinen Boutiqen geht sich auch noch aus. Zum Abschluss unserer kleinen Tour besuchen wir auch die Kirche San Bartolomeo, die ein wenig abseits des Zentrum liegt und eine kunstvolle Krippe aus dem 16. Jahrhundert beheimatet. Und dann suchen wir uns einfach einen Platz in einem der zahlreichen Cafès und genießen einen Aperitif, bevor wir uns hier ein richtig gutes Abendessen gönnen. Eines ist uns ziemlich schnell klar: Es wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein, denn von unserem Ferienhaus in Sampieri ist es nur einen Katzensprung nach Scicli...

Wer ein bisschen mehr Zeit im Gepäck hat, sollte sich den Aufstieg zur verlassenen Domkirche von San Matteo, dem Wahrzeichen der Stadt, nicht entgehen lassen. Vorbei an Grotten, Felsen und üppigen Pflanzen wandert man über eine Felsentreppe hinauf und wird mit einem atemberaubenden Panoramablick auf die Stadt belohnt. Hier oben, auf einem Bergrücken, wo auch das alte Stadtzentrum vor dem Erdbeben lagt, thront San Matteo. Nach dem Erdbeben von 1693 wurde die dreischiffige Basilika neu errichtet, allerdings ging die Ehre der Chiesa Madre 1874 an die Chiesa di San Gugliemo in der Stadt über. Damit war leider auch der Verfall von San Matteo eingeläutet...

Und weiter geht die Reise in den Süden der Insel, Richtung Agrigento und ins Valle dei Templi.

(Unbezahlte) Werbung aufgrund von Namensnennung/Verlinkung. Der Aufenthalt in Scicli erfolgte zur Gänze auf eigene Kosten.

destination

SCICLI

Wie Noto wurde auch Scicli nach dem großen Erdbeben 1693 wieder aufgebaut. Die kleine Stadt am Fuße eines Felsens zählt rund 27.000 EinwohnerInnen und ist lange Zeit ein wenig im Schatten der anderen Barockstädte im Südosten Siziliens - Ragusa, Mòdica und Noto – gestanden. Spätestens seitdem der aus der Krimiserie bekannte Commissario Montalbano (verfilmt nach den Kriminalromanen von Andrea Camilleri) in Scicli und Umgebung ermittelt, haben viele Sizilienbesucher die kleine Stadt am Zettel – und das zu Recht.

gut schlafen

Nur rund 20 Minuten von Scicli entfernt hatten wir in Sampieri unser Quartier in der Casa degli Ulivi (Ferienhaus mit Pool) aufgeschlagen – sehr empfehlenswert!

Wer in Scicli eine Unterkunft sucht, könnte am Hotel Novecento Gefallen finden: Ein Boutiquehotel direkt in der Altstadt gelegen.

Albergo Diffuso – ein Konzept, das es in Italien immer öfter gibt: In unterschiedlichen Gebäuden stehen in zentral gelegenen Häusern Zimmer für Gäste zur Verfügung. Meist fungiert eine Cafè-Bar oder ein Restaurant als "Salon" und Art Rezeption. So auch in Scicli: https://sciclialbergodiffuso.it

gut essen & trinken

Gut essen, gut trinken – Tipps für Scicli gibt es hier.