• Man sieht sich immer drei Mal, Turin! Mindestens! (III)
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Mai 2023

Weiter geht es durch Turin, der Hauptstadt des Piemonts: Standen in Teil 1
meiner Reportage spektakuläre Aussichtspunkte und Kirchen und in Teil 2 Museen
und Gärten im Fokus, so geht es nun an die schönsten Piazze der Stadt und hinunter an die Po-Ufer...

Keinesfalls sollte man vergessen ihm einen Besuch abzustatten: Dem „Salotto“, nämlich der eleganten, weitläufigen Piazza San Carlo. Der Salotto ist ein bisschen das Wohnzimmer der Stadt, dankenswerter Weise ein komplett autofreier Platz, umrahmt von beiderseits symmetrischen Reihen barocker Paläste mit einheitlichen Fassaden. In der Mitte des Platzes thront eine bronzene Reiterfigur, sie zeigt Emanuele Filiberto und wurde erst 1838 errichtet (der Platz hingegen schon 1650 vollendet). Malerisch liegen am unteren Ende der Piazza links und rechts je eine Kirche, die Chiesa di San Carlo sowie die Chiesa di Santa Cristina; Zwillingskirchen werden sie oft genannt, auch wenn sie unterschiedlich aussehen.
Heute wie damals (im 19. Jahrhundert) findet man an dieser Piazza ein paar der elegantesten Kaffeehäuser der Stadt, die auch heute noch angesagte Adressen sind – wie z. B. das Caffè San Carlo (dazu mehr in diesem Beitrag) sowie das Caffè Torino oder das sehr teure Neuv Canal `D Brons. Auf jeden Fall sollte man hier eine Pause einlegen und am besten an einem Samstag-Vormittag bei einem Glas Sprizz dem regen Treiben auf der Piazza zusehen...

Bewegt man sich in Richtung Stazione Porta Nuova (Bahnhof), gelangt man gleich hinter den Zwillingskirchen zur Piazza C.L.N. (Comitato di Liberazione Nazionale): Der Platz war während des Zweiten Weltkriegs berüchtigt, denn hier befand sich das Hauptquartier der Gestapo. Später wurde der Platz nach dem Nationalen Befreiungskomitee benannt, das nach dem Fall des Faschismus in Italien gegründet wurde. So kommt es, dass ein Platz, der den Widerstandskämpfern gewidmet ist, sich ironischerweise im brutal-faschistischen Baustil präsentiert. Zwei große Brunnen dominieren den Platz – deren Brunnenfiguren stellen die Flüsse Po und Dora Riparia dar.

Ziemlich profan an dieser Stelle ein Shopping-Tipp: Nur wenige Minuten entfernt liegt das Kaufhaus Rinascimento Torino (Via Giuseppe Luigi Lagrange 15), das auf mehreren Ebenen ziemlich viel Auswahl in Sachen Mode, Interior, Kosmetik, etc. bietet.

Schöne Piazze – davon gibt es in Turin so einige. Definitiv zu den schönsten gehört die riesige Piazza Vittorio Veneto, die mit einer Länge von 360 Metern (und einer beeindruckenden Breite von 111 Metern) bis zum Po-Ufer hinunterreicht. In den Arkaden befinden sich zahlreiche Cafés und Restaurants, besonders nett ist es morgens im Caffè Antonelli zu sitzen, den ganzen Platz zu Füssen zu haben, den Blick bis zur Chiesa Gran Madre di Dio zu genießen und das geschäftige Treiben zu beobachten. Schön ist der Platz jedoch aus nahezu jeder Perspektive und auch zu jeder Tages- oder Nachtzeit: Wir durchqueren bzw. begehen ihn oft, zumal unser Hotel in der Nähe liegt – und ob bei Sonnenuntergang, bei dem die Sonne vom Po aus über die Hausdächer heraufkriecht, oder am späten Abend, wenn die Nachtschwärmer:innen noch dicht an dicht die Tische vor den Lokalen in den Arkaden bevölkern, dieser Platz hat immer seinen Reiz.

Wer nicht unter Zeitdruck steht, der sollte auch dem Largo Montebello einen Besuch abstatten. Wir haben den Platz durch Zufall entdeckt, als wir die Wartezeit für unseren Besucher-time-slot in der Mole Antonelliana überbrücken wollten – und haben uns spontan verliebt in diesen schönen Platz: Von hohen Häusern mit abgerundeten Fassaden umgeben, in der Mitte des Largo hohe, schattenspendende Bäume mit Bänken darunter, immer wieder kleine Lokale, dazwischen viele Kreativ-Büros. Ein Platz mit Charme und aufgrund der Architektur auch ziemlich außergewöhnlich. Und ein hübscher Platz für eine Sightseeing-Pause...

Städte, die an Flüssen liegen, haben immer etwas besonderes an sich, finde ich zumindest. Und so zieht es mich dann auch immer genau dahin... So auch in Turin, wo die Ufer des Pos und der am Po gelegene große Parco del Valentino eine willkommene Abwechslung vom Stadtgetümmel bieten. Auch wer gemütlich einen Aperitivo nehmen will (der übrigens in Turin erfunden wurde, das ist sogar amtlich), ist an den Murazzi del Po am linken Po-Ufer genau richtig: Hier sitzt man gemütlich an der Uferpromenade in einem der zahlreichen Lokale, mit Blick auf Fluss, Ruderer und den hinter dem anderen Ufer aufragenden Monte dei Cappuccini (von wo man übrigens einen tollen Ausblick auf die Stadt hat - mehr dazu gibt es hier). Apropos, wer sich am Fluss selbst versuchen will mit einem Boot, der kann im Parco del Valentino ein Kanu ausleihen.

Und es gäbe noch viel mehr zu sehen in Turin, so z.B. Il Lingotto, das außerhalb des Zentrums gelegen ist: Hier wurde italienische Industriegeschichte geschrieben, mit der ehemals ersten riesigen Autofertigungsanlage von FIAT. In dem 500 Meter langen Gebäude, das zwischen 1917 und 1920 entstanden ist, liefen damals unzählige Fiats vom Band. Berühmt auch La Pista, die berühmte Teststrecke auf dem Dach des Gebäudes, immerhin einen ganzen Kilometer lang. Stararchitekt Renzo Piano hat der 1983 geschlossenen Fabrik im Auftrag des Fiat-Patrons Gianni Agnelli neues Leben eingehaucht: Kongress- und Messezentrum, Einkaufszentrum, zwei Nobelhotels befinden sich heute darin. Von weitem erkennt man das Gebäude an "La Bolla", einer Art blauen Blase auf dem Dach. "Lo Scrigno", ein "Schmuckkästchen" hat Piano dann noch am anderen Ende des Gebäudes errichtet: Darin befindet sich heute die Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli mit einer Sammlung kostbarer Gemälde. Lohnenswert ist ein Besuch des Lingotto ganz besonders im Oktober, wenn hier alle zwei Jahre der Salone del Gusto, eine Slowfood-Messe bzw. immer im Mai die internationale Buchmesse (Salone Internazionale del Libro) stattfindet. Und ja, bereits auf der Liste für den nächsten Besuch...

Ebenfalls am Zettel und noch abzuarbeiten: Ein Besuch der Basilica di Superga, die quasi neben der Mole Antonelliana als das zweite Wahrzeichen der Stadt gilt. Von diversen Aussichtspunkten aus habe ich die gelbe Barockkirche auf der nahen Collina di Superga bereits in Augenschein genommmen, beim nächsten Mal möchte ich dies dann aus der Nähe tun. Mit der Zahnradbahn geht es da übrigens ganz gemütlich hinauf, der Ausblick bei Sonnenuntergang auf Turin soll großartig sein...

Auch daran bin ich bisher nur vorbeigefahren, nämlich als wir bei unserer Piemont-Rundreise auch für einen Tag nach Turin fuhren: Die Rede ist von La Palazzina di Caccia di Stupinigi, dem Jagdschloss, das von dem Haus- und Hofarchitekt der Savoyer, Filippo Juvarra, für Vittorio Amedeo II. errichtet wurde. Und noch eine Schlossanlage gibt es in der Umgebung Turins, die ich unbedingt sehen möchte: die Reggia di Venaria Reale. Das Jagd- und Lustschloss wurde zwar 1693 von französischen Truppen in Brand gesteckt und dadurch fast zur Gänze zerstört, aber, und man ahnt es schon fast, u. a. von Filippo Juvarra wiederaufgebaut. Menagerie, Orangerie, Citroneria, Gartenanlage, Stallungen und noch einiges mehr waren dazu gekommen. Und schon allein wegen der Orangerie und Citroneria muss ich da unbedingt mal hin...

Dies sind die ersten beiden Teile der Turin-Reportage: Schöne Aussichtspunkte und Kirchen in Turin I Museen, Palazzi und Gärten Turins

 

Hier gibt es noch weitere Turin-Beiträge:

Turiner Foto-Impressionen

Schöner schlafen in Turin: Hotel Studio Opera35 - suite and studio

Turiner Kaffeehauskultur: Welche Caffès man besucht haben sollte

Superzentral, um`s Eck vom Dom übernachten: NH Collection Santo Stefano

Eine Sonntag-Nacht im Fußball-Stadion: Forza Juve

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