• Wenn Fotos (fast) mehr sagen als Worte...
    Impressionen aus Turin (Piemont)

2014/2023

Eigentlich sollten hier nur Foto-Impressionen zu sehen sein, denn eine ausführliche
dreiteilige Turin-Reportage gibt es ja bereits an anderer Stelle. Aber: jetzt habe ich noch etwas zu sagen dazu.
Zumindest ein bisschen etwas, un pocino, wie man in Italien so schön sagt...

Neben all den wirklich beeindruckenden Turiner Sehenswürdigkeiten wie u.a. Mole Antonelliana, Palazzo Reale, Palazzo Madama, dem Ägyptischen Museum oder dem GAM mit all seiner modernen Kunst, sollte man einfach mit offenen Augen durch diese schöne Stadt laufen: In ein Caffè setzen an einer Piazza wie z. B. der Piazza San Carlo und die Menschen beobachten. Menschen auf Balkonen beobachten, die von dort aus Menschen beobachten. Genau dies tat wohl auch Friedrich Nietzsche, der einige Monate in Turin lebte. "Ein wahrer Glücksfund für mich, dieses Turin!", soll er gesagt haben. Den Kopf in den Nacken legen und sich all die wunderbaren Hausfassaden, Fenster, mächtigen Türen, liebevoll und üppig bepflanzten Balkone, all die hübschen Details dieser Stadt nicht entgehen lassen. Gemütlich durch die Gassen des lebhaften Stadtteils Quadrilatero schlendern, an der Piazza Palazzo di Città in einen Schanigarten setzen - und mal nichts tun. Außer schauen. Es lohnt...

Zugegeben, die Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand oder die Galleria Umberto I. in Neapel sind noch beeindruckender, aber dennoch lohnt es sich auf jeden Fall durch die Galleria San Federico an der Ecke zur Via Santa Teresa (zwischen der Via Roma und der Piazza San Carlo) zu spazieren. Erbaut zu Beginn der 1930er Jahre, liefern sich auch hier Beton, Eisen ud Glas ein perfektes Zusammenspiel. Eines der ersten Büros in diesem Komplex hatte übrigens die Zeitung La Stampa angemietet. Ebenfalls von Anbeginn befindet sich in der Galerie das Kino Lux (ehemals Rex bzw. Dux), ein kleines Architekturjuwel mit seiner Art Déco-Dekoration und bis heute in Betrieb.

Die Mole Antonelliana, das unbestrittene Wahrzeichen Turins, erspäht man von vielen Stellen der Stadt. Oft dient sie im Gassengewirr der Stadt als willkommenes Orientierungsmerkmal. Und großartig sieht sie aus jeder Perspektive aus und ich kann einfach nicht anders, als mein Kameraobjektiv immer wieder auf sie zu richten...

Von den zahlreichen Aussichtspunkten der Stadt – wie Monte dei Cappuccini jenseits des Pos, dem Turm des Palazzo Madama oder der Mole Antonelliana – hat man nicht nur einen großartigen Ausblick auf die Stadt und deren Umland, sondern kann quasi auch einen Blick hinter die Kulissen werfen. Und erahnen was sich hinter den prächtigen Hausfassaden befindet, die man von den Straßen aus bewundert...

Sie begegnen einen an vielen Plätzen der Stadt: Statuen bekannter Turiner oder italienischer Persönlichkeiten. Leider ein wenig unterrepräsentiert: Die bekannten Töchter dieser Stadt...

Selbst für viele Italiener:innen ist Turin heute noch oft nur ein Synonym für die Automobilindustrie und gilt als Industriemoloch. Ein Vorurteil, mit dem man der Stadt nicht im geringsten gerecht wird. Denn vielmehr gehört Turin zu den am schönsten erhaltenen Barockstädten Europas. Die prachtvolle historische Architektur kann man sich bei Spaziergängen durch die Stadt erschließen und nicht vergessen: Immer wieder mal den Kopf in den Nacken legen und noch oben blicken, damit man all die Schönheit hoch oben an den Hausfassaden nicht verpasst..

Manche Reise-Momente bleiben einem ganz besonders im Gedächtnis: So auch jener Oktober-Vormittag, an dem wir von der Stazione Nuvoa kommend über die Piazza San Carlo schlenderten, über die sich an diesem Tag ein großartiges, milchig-sanftes Spätherbst-Licht gelegt hatte. Viele Torinesi waren an diesem Tag unterwegs, saßen auf den Bänken der Piazza und in den Cafès, Mütter kauften für ihre Kinder Luftballons von Straßenverkäufern. Ein wenig fühlt es sich so an, als ob alle wüssten, dass es mit dem milden Herbst nun bald zu Ende gehen würde - und diesen Tag noch ein wenig auskosten wollten...

Habe ich nach drei Besuchen in Turin nun endgültig den Durchblick? Na ja, wohl eher nicht. Zuviel steht noch auf meiner Liste, was ich dort sehen möchte. Aber einen ziemlich guten Einblick hab ich in die Stadt mittlerweile gewonnenn. Und der hat mir so gut gefallen, dass ich unbedingt wiederkommen möchte. Und das ist doch mal ein richtig guter Ausblick...

Das schönste Viertel Turins, das ist für viele das Quadrilatero Romano, das mittelalterliche Viertel der Stadt. Und ja, ich schließe mich da an. Schmale Gässchen wechseln sich mit malerischen kleinen Plätzen ab, es gibt viele schicke Cafès und Bars und hübsche kleine Läden. Ein guter Ort zum schlendern, einen Kaffee trinken, den Reiseführer studieren. Auch kunsthistorisch tut sich in diesem Viertel einiges, finden sich hier doch z. B. zwei der schönsten Kirchen der Stadt, die gotische Kirche Chiesa di San Domenico oder die Lieblingskirche der Turiner, Santuario di Maria Consolatrice. Genau gegenüber von letzterer sitzt man übrigens sehr gemütlich im berühmten Kaffeehaus "Al Bicerin" - drinnen ziemlich gedrängt, aber im hübschen Gastgarten sehr relaxed, eben mit bestem Ausblick auf "La Consolata". Und wo genau liegt das Viertel nun? Grob gesagt zwischen Via Pietro Micca und Piazza Repubblica, im Osten wird es von der Piazza Castello und im Westen vom Corso Palestro begrenzt. Und auch hier gilt: Nicht vergessen nach oben zu schauen, denn auch ein Blick auf die Häuserfassaden und schönen Fenster lohnt sich...

Danke für dieses wunderbare Abschiedsgeschenk, Turin. Vom letzten Stockwerk des NH Collection Torino Santo Stefano aus betrachteten wir den Sonnenuntergang über der Stadt, bevor es Abschied nehmen hieß.

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